Der wahre Name einer Umbruchsperiode. Kommentar

Irgendwann kommt für jeden Knaben einmal die Zeit transmorpher Hässlichkeiten, die Hände und Füße wachsen überproportional im Verhältnis zum Rest des Körpers, Mitesser beginnen ihren erbarmungslosen Feldzug, um die gesamte Gesichtslandschaft zu erobern und, als wäre dies nicht genug des Elends, kommt irgendwann der Tag, an dem sich die Stimme auf eine Talfahrt ohne Wiederkehr begibt.

Die Rede ist natürlich von der Zeit des Stimmbruchs und seiner Begleiterscheinung namens Pubertät. Lennart, Moritz und ich bildeten die erste Generation dieses übergangschores, der damals den wunderschönen Namen «Mutandenchor» trug und der für Herrn Kaiser sicherlich eine spezielle Herausforderung gewesen sein muss.

Wöchentlich trafen wir uns, um Musiktheorie zu büffeln: So lernte ich endlich, was es mit dem magischen Quintenzirkel auf sich hat und konnte auch an anderen Ecken mein eher dürftiges Schulwissen ergänzen. Begleitet von unseren disharmonischen Gesangsversuchen und regelmäßigen Anfällen brachten wir unseren Chorleiter mit pubertären Frechheiten zur Weißglut. So war es beispielsweise beliebt, sich die Antworten vorzuhusten oder unnötig weiterzureichen:

Lennart: «Öhm, ich denke, die Frage lässt sich doch besser an David richten, da er mir im Gebiet der Notentheorie weitaus bewanderter zu sein scheint.»

David: «Mensch Moritz, wolltest du dich nicht gerade zu der Frage äußern?»

Moritz: «Nein, ich denke es ist doch unfair, wenn ich jetzt Lennart die Frage wegnehme, da sie doch an ihn gerichtet war.»

Kurzum: Wir haben uns durchaus auch amüsiert, blieben so dem Chor verbunden und erinnern uns mit Abstand gern an diese Zeit zurück.

Ich möchte also abschließend allen Stimmbrüchlern raten: Genießt diese Zeit, ihr werdet euch eines Tages gern und vielleicht sogar schwärmerisch an den Mutantenchor zurückerinnern.