Auslandsbericht Per

Vier Jahre war ich nun unterwegs, um in der Welt herumzureisen und für die Synkope herauszufinden, wie es sich außerhalb des Neuen Knabenchores Hamburgs singt. Lesen Sie nun meinen langersehnten Auslandsartikel mit Berichten aus aller Welt - Österreich, Argentinien und Mecklenburg-Vorpommern.

Innsbruck, Österreich

Starten wir in Tirol, Österreich. Während meines Tourismusstudiums in Innsbruck bin ich dem akademischen Chor der Universität Innsbruck beigetreten- oder wie es korrekt heißen würde- der «Akademische Chor des Universitätschores der Universität Innsbruck». Der Unichor Innsbruck hat nämlich streng genommen zwei Chöre, welche vor einiger Zeit umbenannt wurden. Aus dem ehemaligen Aufbauchor wurde der Studiochor und aus dem Konzertchor wurde kurzerhand der akademische Chor. Nach einem kurzen Vorsingen von «Verleih uns Frieden» von Mendelssohn wurde ich dann vom Chorleiter mit einem «ja, passt scho!» in den akademischen Chor aufgenommen.

Mit dem Universitätschor nahm ich an vielen spannenden Projekten teil. Gleich zu Beginn meines ersten Semesters in Innsbruck sangen wir die Jazzmesse von David Timm zusammen mit der Bigband der Uni Innsbruck. David Timm ist der Leiter der Universitätsensembles der Universität Leipzig, auch Ulrich Kaiser hat vor einigen Jahren mit dem MDR Kinderchor Ausschnitte aus seiner Messe aufgeführt. Wir haben das Stück im Rahmen eines Gottesdienstes gesungen. Grundsätzlich kam es bei den Gottesdienstgästen gut an, nur manche haben sich über den Lärmpegel beschwert und einige haben wohl ihr Kind im Ohr etwas leiser gedreht.

Neben der Messe gaben wir Konzerte mit Universitätsensembles anderer Universitäten. Unter anderem bekamen wir Besuch aus Hamburg, den USA und Konstanz – nach Konstanz sind wir dann auch noch auf Tournee gefahren. Insgesamt hatte ich eine tolle Zeit mit dem Unichor in Innsbruck. Was mir neben natürlich stets intensiven Proben besonders gut gefiel, waren die regelmäßigen Stammtische nach jeder Probe. Hier kam man zusammen mit Studierenden anderer Studiengänge und konnte bei einem G’spritzten sauer beziehungsweise Weiß-Sauer – don’t call it Weißweinschorle – G’spritzen süß – Weißweinschorle mit Limo, ausgesprochen gewöhnungsbedürftig – einem Radler Süß oder Sauer – hier ist die Variante sauer eher die gewöhnungsbedürftige – oder einem einfachen Hellen in den Größen Groß, Klein oder Pfiff - österreichische Variante von Nullzwei, quasi ein Fake vom Kölsch - den Abend lang über alles Wichtige in der Welt philosophieren. Da wurde zwar nicht gesungen, wie auf dem Weihnachtsmarkt mit dem Neuen Knabenchor Hamburg, trotzdem bot der Stammtisch eine wichtige Zeit der Entspannung während des natürlich stets stressigen Studierendenalltags.

Buenos Aires, Argentinien

Von Tirol aus bin ich dann weiter gezogen nach Buenos Aires, der Hauptstadt des melancholischen Tangos – und des leicht schnulzigen Pop, Rock und Soulgesangs, interpretiert vom Coro UADE – UADE hieß die Universität, wo ich mein Auslandssemester verbrachte: Universidad Argentina de la Empresa – zusammen mit Schlagzeug, Klavier und E-Bass. Durch den Coro UADE hatte ich die Möglichkeit abseits der anderen Austauschstudierenden Kontakt zu den Porteños zu finden – so bezeichnen sich die Einheimischen in Buenos Aires – und alle zwei Wochen in einer Turnhalle «Vivo per lei», «I sing a little prayer» und «Desconfío la vida» bei den Abschlusszeremonien jeglicher Studiengänge zu singen. Neben unseren Liedern wurde dann immer eine gekürzte Fassung der im Original 10 Strophen langen argentinischen Nationalhymne zum Besten gegeben. Mir waren die gesungenen zwei Strophen vom Text her auch schon mehr als genug. Ich habe dann immer mein melancholisches Tangogesicht aufgesetzt, welches ich in einem der unzähligen Tangoclubs lernte. Dazu bewegte ich zum Gesang dezent meine Lippen. Unser Auftritt war nach der Hymne auch schon wieder vorbei, das kurze Spektakel hat sich dann nach zwei Wochen in identischer Form wiederholt. Grundsätzlich hatte ich auch in Sachen Chorkleidung einiges dazugelernt. Meistens sangen wir in wunderschönen schwarzen Roben - nach dem ersten Auftritt erstand ich das Unverständnis mir gegenüber, als ich aufgrund nicht vorhandenen Sakkos eine Krise mit mir selbst hatte, von schwarzen Socken ganz zu schweigen. Unter den schönen Roben sah man dann nämlich eh nichts – naja, nur meine orangenen Sneakers.

Chorkleidung Coro UADE

Coro UADE Die Chorkleidung

Neben unserem Turnhallensingen gab’s auch noch während des Semesters zwei Konzerte in verschiedenen Konzertsälen in Buenos Aires, wobei auch da das Repertoire gleich war. Einziger Unterschied waren die fehlenden Roben, hierfür musste ich mir dann doch noch das Sakko organisieren.

Altkalen, Mecklenburg-Vorpommern

Innsbruck war ja schon ein Erlebnis, aber Buenos Aires hat dann endgültig in mir die Reiselust geweckt - kein Ziel schien mehr unerreichbar. Ich packte also meinen Koffer ein weiteres Mal und reiste für die Synkope nach Altkalen ins ferne Mecklenburg-Vorpommern. Diesmal war ich mit einem Projektchor auf einer Hochzeit eingeladen. Zufällig traf ich in diesem Projektchor auch auf andere alte bekannte Gesichter aus dem Neuen Knabenchor Hamburg. Und als wäre das noch nicht genug, war die Gastgeberin und Braut der Hochzeit auch noch meine Schwester - die Welt ist wirklich klein.

Das Minikonzert auf der Hochzeit meiner Schwester war eine geplante Überraschung. Zusammen mit Zwergo, Malte, Joel, Jan und Florian haben wir ein paar Lieder aus dem Männerchor-Repertoire vorbereitet und bei Zwergo in Seevetal geprobt. An dieser Stelle noch einmal einen ganz großen Dank an euch alle, dass ihr nach meinem etwas überraschenden Anruf sofort dabei wart. Einen besonderen Dank auch an Nicola und Henry, die uns mehrere Nachmittage Zwergo ausgeliehen und uns im Haus proben lassen haben.

Hochzeit

Es war ein wunderbarer sonniger Tag, die Hochzeit fand auf dem Gelände der alten Mühle in Altkalen statt. Wir trafen uns in der von meinen Eltern angemieteten Ferienwohnung einen Ort weiter in Dargun. Nach kurzem Einsingen wartete ich auf das Startsignal der Brautzeugin, die uns schreiben sollte, wann die Rede vorbei ist und wir singen können. Doch dieses Signal ließ auf sich warten, ich wurde dezent unruhig. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ich realisierte, dass das Internet nicht funktionierte, obwohl ich die Roaming-Funktion in Mecklenburg-Vorpommern vorab extra eingeschaltet hatte. Angekommen auf der Hochzeit in der neun Kilometer entfernten Mühle war die Brautzeugin ebenso am Signalsuchen und schien sichtlich erleichtert, als wir, eine Viertelstunde später als ursprünglich angesetzt, endlich da waren. Der Auftritt ist dann aber insgesamt gut verlaufen, die Überraschung ist geglückt. Ich werde Mecklenburg-Vorpommern in sehr guter Erinnerung erhalten und freue mich bald wieder als Auslandsreporter für die Synkope in der Welt unterwegs zu sein.