Imanuel Aurich. Interview

Du bist im April zum zweiten Vorsitzenden unseres Vereines gewählt worden, welche Qualifikationen bringst Du dazu mit?

Ich glaube, dass ich die nötige innere Ruhe mitbringe, die man in so manchen Sitzungen braucht. Und ein wichtiger Aspekt ist, dass ich die Bedürfnisse des Chores aufgrund meiner langen Mitgliedschaft sehr gut kenne. An dem Chorleiterwechsel vor einigen Jahren habe ich gesehen, was man aus diesem Chor alles machen kann. Das Potenzial des Chores so gut zu kennen ist unumgänglich für eine Vorstandsarbeit, die den Chor wie auch in der Vergangenheit voran bringen soll.

Wo soll es denn hingehen?

Dem Chor fehlt die mediale Präsenz, der Chor hat so gut wie keine Öffentlichkeitsarbeit, und wir haben die Fördermöglichkeiten nicht ausgeschöpft, sprich wir haben zu wenig Sponsoring. Und von Öffentlichkeitsarbeit hängt es ab, was der Chor machen kann. Da wir ein Chor sind, der musikalisch bisher auf einem sehr guten Weg war, wäre es schön, wenn ein Projekt wie das Weihnachtsoratorium kein einmaliges Ereignis wäre, sondern durchaus wiederholt würde. Mit medialer Präsenz und ausverkauften Konzerten könnte man dem etwas näher kommen. Das haben sich die Jungen einfach verdient.

Wie sieht der Alltag eines zweiten Vorsitzenden aus, welche Aufgaben hat man?

Die Arbeit des Vorstandes läuft größtenteils per E-mail ab, zum Beispiel für Barcelona war der E-mailwechsel in den letzten Tagen sehr rege. Der Alltag ist also eher still.

Seitdem klar ist, dass Alexander aus dem Vorstand heraus ist, hast Du für den Chor mehrVerantwortung übernommen und beispielsweise diese Sommerprobenfahrt organisiert, wie gefällt Dir das?

Das macht riesen Spaß. Es liegt daran, dass es eigentlich keine Arbeit ist. Arbeit ist es beispielsweise nur, vorher mit dem Heim zu telephonieren, Teilnehmerlisten zu erstellen, die Abrechnung zu machen und so weiter. Aber eigentlich besteht sonst eben keine Arbeit, weil dieser Chor sich so gut kennt und das meiste einfach läuft. So bin ich am letzten Tag der Sommerprobenwoche morgens in die Zimmer gegangen, um die Knaben zu wecken und zwei Zimmer waren bereits wach, hatten fertig gepackt und das Zimmer war ausgefegt. Das ist schon ziemlich cool und nicht selbstverständlich und macht mir deshalb einfach riesen Spaß. Und ich habe natürlich in den letzten Reihen sehr große Unterstützung. Jetzt weiß ich, weshalb Alexander das so lange gemacht hat.

Herr Kaiser hat uns mitgeteilt, dass er den Chor zum Ende des Jahres verlassen wird. Was sagts Du dazu?

Das ist eine bittere Pille für den Chor, ohne Frage. Er hinterlässt große Fußspuren, denn er hat den Chor zu dem gemacht, was er ist. Aber man sollte jetzt nicht in Panik geraten, und zweifeln ob der neue diese Fußspuren überhaupt füllen kann. Vielleicht gibt es einen neuen Chorleiter der sie füllt, vielleicht einen, der noch größere setzt, aber auf jeden Fall wird es neuen Schwung in den Chor bringen. Wichtig ist mir, dass klar ist, dass der Chor der selbe bleibt. Daran habe ich bei einer derart guten Gruppendynamik und so großem Zusammenhalt grundsätzlich keine Zweifel. Ich sehe dem ganzen also sehr zufrieden entgegen, weil die Voraussetzungen für einen Chorleiterwechsel nicht besser sein könnten, auch wenn die Knabenbesetzung etwas zurückgeht, glaube ich, dass der, der jetzt kommt, diese Chorschule weiterbringen wird. Vor allem dann, wenn die Zusammenarbeit zwischen Jugendmusikschule und Verein auf dem richtigen Weg ist.

Zum Schluss: Zwanzig Jahre Neuer Knabenchor Hamburg. Gibt es etwas, das Du uns für die nächsten zwanzig Jahre mit auf den Weg geben möchtest?

Egal, wie zufrieden man mit dem Chor ist, in zehn, fünfzehn Jahren: es geht immernoch ein Stückchen voran, so war es in den letzten Jahren und ich wünsche dem Chor, dass er das beibehält und sich immer musikalisch weiterentwickelt und der Aufwärtstrend so weitergeht.