Ein Blick zurück und auch nach vorn
Ich glaube, es war im Mai dieses Jahres, da bekam ich von Constantin zu Beginn einer Vorchorprobe eine winzige Piratenfahne aus Papier geschenkt. Mit einem großen Lächeln dachte ich, dass dies auch ein kleines Zeichen dafür sein könnte, wie viele singbegeisterte Piraten – so zeigte es auch die Mehrheit der Faschingskostüme – in unseren Nachwuchschören einstimmen. Und es gibt immer mehr davon, und damit meine ich nun weniger die Piraten als die musikalischen Jungen. Mit großem Spaß, auch mal müde vom langen Tag oder besonders aufgedreht von schönen Erlebnissen singen sie von hustenden Regenwürmern, zwitschernden Vögeln und munkelnden Wölfen.
Das und vieles mehr gibt es übrigens beim Konzert der Vorchöre am 22. September unter dem Motto Karussell der Tiere zu hören. Bereits im April und Juni hatten die Kleinsten der Chorschule des Neuen Knabenchores ihre großen Auftritte im Hamburger Michel und in Planten un Blomen, für einige waren dies die ersten öffentlichen Takte. Die wachsenden Vorchöre machen mich sehr froh, denn hier wachsen auch Töne und ein musikalisches Gespür – und eines Tages werden diese noch so jungen, aber schon hörbar begabten Sänger hoffentlich mit ihren Stimmen den Hauptchor bereichern.
Den aktuellen Hauptchor erwarten ebenfalls große Veranstaltungen in der zweiten Jahreshälfte. Die Konzertwochenenden am 1. und 2. September sowie am 1. und 2. Dezember werden den Zuhörern Märchen aus alten Zeiten in Vertonungen romantischer und zeitgenössischer Komponisten und die Weihnachtsgeschichte im berühmten Oratorium von Johann Sebastian Bach näherbringen.
Die letzten Monate waren eher von zeitlich kleineren Auftritten geprägt. Die Knaben konnten als stimmgewaltige Ragazzi in Carl Orffs Carmina burana in der Laeiszhalle auftrumpfen sowie als spielfreudige Jungen in den Rust-Aufführungen des Deutschen Schauspielhauses und als Cantus firmus in der Matthäus-Passion im St. Mariendom überzeugen. Der gesamte Hauptchor sang in liturgischen Veranstaltungen und einem Benefizkonzert in den Hauptkirchen St. Michaelis und St. Jacobi. Leider verließen uns auch manche Sänger, neue Stimmen empfahlen sich glücklicherweise aus dem Vorchor Drei heraus zu den Großen.
Die Veränderungen bedeuteten Herausforderungen, denn durch den Wandel im und vor dem Chor galt es, sich und den gemeinsamen musikalischen Weg kennenzulernen und eine «Probensprache» und stimmliche Kontinuität zu finden. Daran feilen wir und es half vor allem, sich auf der sommerlichen Probenfahrt so viele Stunden abseits des Alltags zu erleben. Im beschaulichen Potshausen kristallisierte sich das heraus, was den Chor zu etwas ganz Besonderem macht: Das Nebeneinander von konzentriertem anspruchsvollem Gesang und ausgelassener Freizeit, sei es im Schwimmbad, auf der Kegelbahn, beim Besuch der Meyer Werft oder vor allem auf dem Fußballplatz. Beides ist untrennbar miteinander verknüpft, denn all das Gemeinschaftliche spiegelt sich schließlich im Chorklang wieder.
So blicke ich sehr froh zurück und freue ich mich auf die vielen musikalischen Erlebnisse und jene außerhalb des Proben- oder Konzertraumes, die uns in die Zukunft begleiten. Ich wünsche allen einen guten Start in eine neue und erfolgreiche Saison des Neuen Knabenchores Hamburg!