Magdalena Reusch. Interview
Erst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
Sie sind jetzt seit fast einem Jahr Vorsitzende des Neuen Knabenchors Hamburg e.V. Warum haben Sie sich entschieden dieses Amt anzunehmen?
Da Brigitte Jensen aufgrund von beruflichen und familiären Verpflichtungen den Vorsitz nicht mehr wahrnehmen wollte, gab es eine Vakanz und der Vorstand wollte diese Lücke schnell schließen. Man hat mich gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen. Nach zwei Jahren Tätigkeit im Vorstand wusste ich, dass es Spaß macht, mit meinen Kollegen im Vorstand und mit engagierten Eltern, etwas Positives für den Chor auf die Beine zu stellen. Es ist persönlich bereichernd, mit dem Thema Musik und mit Menschen, die Musik lieben, zu tun zu haben. Deshalb dachte ich, dass ich das gut machen kann.
Welche Erfahrung haben Sie mit der Tätigkeit im Vorstand des Neuen Knabenchors Hamburg e.V. gemacht?
Ich bin ja als Greenhorn in den Vorstand hineingekommen. Julius, unser Sohn, war noch im Vorchor und die eigentliche Arbeit des Vereins gilt dem Hauptchor. Zu Beginn war ich im Vorstand zuständig für die Vorchöre, deren stärkere Einbindung und Anbindung an den Hauptchor wünschenswert war und ist. Die Zusammenarbeit im Vorstand empfinde ich als ausgesprochen erfreulich. Jeder, der dort teilnimmt, möchte sich für die Interessen des Knabenchores einsetzen. Es wird sehr ruhig, freundlich und respektvoll miteinander gearbeitet, so dass wir trotz manchmal unterschiedlicher Meinungen, immer zu gemeinsamen Beschlüssen kommen. Erfreulich finde ich, dass der Vorstand sich sowohl aus Eltern, Chormitgliedern und dem Chorleiter zusammensetzt. Das ist wichtig, damit dort alle unterschiedlichen Positionen und Sichtweisen gehört werden, bevor wir einen Entschluss fassen. Es lebe die Vielfalt!
Wie sieht die alltägliche Vereinsarbeit einer Vorsitzenden aus?
Zunächst musste ich mich mit den Aufgaben des Vereinsvorsitzes vertraut machen und mich in die Struktur und die Kommunikationswege einarbeiten. Brigitte Jensen hat mich zum Glück dort sehr unterstützt. Die erste Aufgabe, die ich zu bearbeiten hatte, bestand darin eine neue Aufgabenverteilung zwischen Vorsitz, Geschäftsführung und Chorbüro zu erarbeiten. Wir haben das mittlerweile in eine organisierte Form gegossen, die wir aber noch optimieren müssen.
Meine Tätigkeiten sind sehr unterschiedlich. Es wäre zu ausufernd, das jetzt im Einzelnen zu benennen. Die Kernpunkte betreffen die Bereiche Organisation, Planung, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit und Kartenvertrieb. Wir haben diese Aufgaben im Vorstand verteilt, mein Part besteht darin, alles zusammenzuführen und zu sehen, wo etwas schwerfällig läuft und wieder vorangetrieben werden muss. So treffe ich mich einmal wöchentlich mit Susanne Kopp, damit Verein und Chorbüro möglichst perfekt zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit mit unserem Schatzmeister Herrn Lange ist auch sehr intensiv. Er erledigt seine Arbeit effizient und schnell. Caroline Lahusen kümmert sich sehr engagiert um die Öffentlichkeitsarbeit und um die Vorchöre. Mit ihr bin ich auch sehr eng im Gespräch. Mit Jens Bauditz bespreche ich die Chorbelange, mit Jan Lämke als zweitem Vorsitzenden bespreche ich so gut wie alles, so dass ein Großteil meiner Arbeit aus Gesprächen, Treffen und dem Schreiben von Emails besteht.
Was kann der Verein tun, damit sich der Chor weiterentwickeln kann?
Die Aufgabe des Vereins ist es, den Chor zu unterstützen. Das bedeutet vor allem, dass wir Jens Bauditz in seiner Arbeit unterstützen, organisatorisch und finanziell, indem wir dem Chor zum Beispiel Konzerte und Konzertreisen ermöglichen, die ohne die Förderung des Vereins nicht zu finanzieren wären. Wenn der Chor seine Qualitäten entfalten kann, hat das positive Effekte auf die Motivation der Sänger, auf die Identifikation der Sänger mit dem Chor, auf den Bekanntheitsgrad des Chores und auf seinen Erfolg. Wir haben nach dem Weggang von Herrn Kaiser – ein großer Einschnitt für den Chor – die Phase der Konsolidierung nun fast hinter uns gelassen und sind im Wiederaufbau. Viele alte Sänger haben den Chor verlassen und viele neue sind hinzugekommen und werden hinzukommen. Diese gute Mischung aus alten und neuen Chorsängern gilt es zusammenzuschweißen.
Der Verein möchte die Verbindung zwischen alten und neuen Chorsängern intensivieren. Die Erfahrung der älteren Chormitglieder ist wichtig, damit das bereits Erarbeitete an die jüngeren Sänger weitergegeben werden kann. Neben der musikalischen Qualität ist mir die Qualität im menschlichen Umgang miteinander persönlich sehr wichtig. Jeder sollte sich in diesem Chor wohlfühlen. So möchten wir beim Neujahrsempfang die neuen Mitglieder begrüßen, auf die Eltern zugehen und ihnen zeigen, was alles hinter diesem Chor steht. Dem Verein ist es wichtig, dass jeder einzelne versteht, dass er zum Wohl des Ganzen beiträgt, musikalisch als auch menschlich.
Gibt es irgendetwas, das Sie sich von den Mitgliedern für die Zukunft wünschen?
Oh, da hätte ich einige Wünsche! Von den Mitgliedern wünsche ich mir, dass sie sich, wenn immer es Ihnen zeitlich möglich ist, für den Chor engagieren. Es ist leider so, dass sich immer dieselben wenigen für die Belange des Chores einsetzen. Das muss sich dringend ändern. Wir freuen uns über jeden Neuzugang, denn nur so ist die Qualität der Vereinsarbeit für die Zukunft gewährleistet. So können Sie für Konzerte werben, bei der Organisation helfen oder den Verein ideell und finanziell unterstützen. Wir brauchen zum Beispiel dringend Hilfe bei der Suche nach Sponsoren. Die Eltern unserer Sänger haben sehr unterschiedliche berufliche Hintergründe. Wir würden uns freuen, wenn sich der eine oder andere überlegen könnte, wie er seine Qualifikationen zugunsten des Chores einsetzen könnte, sei es beim Thema Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit oder Kartenvertrieb.
Was wünschen Sie sich von der Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule?
Die Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule verläuft harmonisch. Herr Dr. Seyd, Professor Müller und Frau Kopp stehen dem Verein mit Rat und Tat zur Seite. Sowohl der Verein als auch die Jugendmusikschule wissen sehr genau, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit zum Wohle des Chores ist. Der Verein leistet vieles, was im Rahmen der Jugendmusikschule nicht umzusetzen wäre. Als Verein wünschen wir uns von der Jugendmusikschule, dass sie uns bei der Mitgliederwerbung aktiv unterstützt. Die Vereinsbeitritte sind in den letzten beiden Jahren massiv zurückgegangen. Eine Konsequenz der Entflechtung von Jugendmusikschule und Verein Neuer Knabenchor Hamburg. Das ist sehr schlecht für den Chor. Deshalb wünschen wir uns von Seiten der Jugendmusikschule eine unbürokratische Unterstützung bei der Mitgliederwerbung.