Auslandsbericht Jacob
Als einjähriger Auslandskorrespondent der Synkope habe ich mein zehntes Schuljahr in den vereinigten Staaten verbracht. Ich war auf einer Schule im Bundesstaat Alabama und habe, zusammen mit hundert anderen Schülern, im Internat gelebt. Zweihundert weitere Schüler sind täglich zur Schule gekommen und lebten zuhause, von denen ein Großteil aber auch die Nachmittage in der Schule verbracht haben. Meine Schule, die Indian Springs School in Birmingham, hatte einen sehr großen Campus, der einen See beinhaltete, inklusive Schulschwan.
Durch eine niedrige Schülerzahl und viele Lehrer konnten die Kurse sehr klein sein, was die Lernerfahrung durchaus gesteigert hat. Mein Lateinkurs, zum Beispiel, bestand nur aus drei Personen. Wenn man plötzlich ein Drittel des Unterrichtsgesprächs ausmachen muss, und nicht wie in Deutschland nur ein Zwanzigstel, lernt man mehr und schneller. Sich zu melden wird auch sehr überflüssig; der Unterricht wird sehr schnell zu einer entspannteren Unterhaltung, bei der man Latein lernt und alles was man über Themen wie Caesar lernt, gleichzeitig auf aktuelle politische Situationen anwenden kann. Neben meinen regulären Kursen wie Englisch, Mathe und Geschichte konnte ich auch eine Independent Study schreiben. Über ein Semester hinweg habe ich eine wissenschaftliche Arbeit über eine Bachkantate geschrieben, begleitet durch wöchentliche Gespräche und Überprüfungen von einem Lehrer. So etwas wäre in meiner deutschen Schule niemals möglich gewesen, und solche Erfahrungen sind wahrscheinlich die, die mir längerfristig sehr viel bringen werden.
Ich habe in zwei verschiedenen, gemischten Chören teilgenommen: dem Konzertchor, in dem etwa hundertzehn Schüler sangen, und dem Kammerchor, mit fünfundvierzig Stimmen. Obwohl der Konzertchor fast jeden Schüler aufgenommen hat, hat er auf einem erstaunlich hohen Niveau gesungen, was durch tägliche vierzigminütige Proben ermöglicht wurde. Ich glaube, dass tägliche Proben eine sehr gesunde Routine in das Chorleben bringen, die auch aus Jugendlichen, die nicht sehr viel Gesangserfahrung haben, schnell einen respektablen Klang entlocken kann. Dieses Niveau konnte im Kammerchor noch gesteigert werden, der zusätzlich zu den täglichen Konzertchorproben jeden Montag eineinhalb Stunden lang geprobt hat.
Insgesamt konnte ich sehr viel über Musik lernen. In einem Jahr habe ich an vier verschiedenen Musikkurse teilgenommen, zusätzlich zu den beiden Chören. Diese neuen Erfahrungen jetzt in mein deutsches Alltagsleben zu integrieren ist jetzt meine Aufgabe. Ich bin mir sicher, dass ich durch die neue Perspektive dieser amerikanischen Schule meine Zukunft in der Uni und darüber hinaus besser entscheiden kann.