Glossar

Musikalisch gesehen Folge 21

Synkope. Eine rhythmische Verschiebung gegenüber der regulären Taktordnung, also die Bindung eines unbetonten Taktwertes, über die Taktgrenze hinweg oder innerhalb des Taktes. (JMH)


Hemiole. Griechisch «anderthalb», sie entsteht, wenn man zwei Dreiertakte in drei gleichgroße Noten einteilt, dabei muss die mittlere Note geteilt und über den Taktstrich übergebunden werden.

Man hört aber eine Hemiole wie eine Taktänderung zum Beispiel vom Dreivierteltakt zum Dreihalbetakt. (JMH)


Die Sequenz, lateinisch Folge, ist eine unmittelbare, mindestens zweifache Wiederholung eines musikalischen Motives auf einer anderen Tonstufe. (JMH)


Antiphon. Der Wechselgesang zweier Chöre nach der Bibel oder anderen heiligen Texten. Die Idee des Wechselgesanges wurde im vierten Jahrhundert von der Katholischen Kirche aus dem Orient übernommen. Heute gibt es ihn noch zwischen Priester und Gemeinde. (JMH)


Trugschluss. Ein Schluss ist in der Musik eine Folge von Akkorden, mit der man ein Stück oder eine Phrase in diesem beenden kann. Er besteht aus einer Kadenz, hat aber am Ende einen Ausweichklang. Statt des Grundtons baut der Akkord auf der Sexte auf, er heißt dann in Dur Tonikagegenklang. Er erhöht die Schlusswirkung, indem er den eigentlichen Schluss hinauszögert; der Zuhörer bleibt also einen Moment länger auf den wirklichen Schluss gespannt. (JMH)


Ein Chorleiter ist der jeweilige musikalische Leiter des Neuen Knabenchores Hamburg. Er wird in Dresden geboren und lernt im Kreuzchor die Grundlagen des Knabenchorgesangs kennen. Später darf er als Assistent oder Präfekt erste praktische Erfahrungen sammeln.

Nach dem Abitur arbeitet er weiter mit ehemaligen Sängern und schließt seine Ausbildung mit einem Studium ab, für das er in die Bundeshauptstadt Berlin geht. Bereits jetzt übernimmt er die Leitung mehrerer anderer Chöre und kann weiterhin seine Ideen direkt vor der Theorie in die Praxis umsetzen.

Schließlich bewirbt sich der fertige Chorleiter für die Stelle als Leiter des Neuen Knabenchor Hamburg an der Staatlichen Jugendmusikschule. Dort wird über einen langen Zeitraum hinweg akribisch geprüft, ob wirklich alle oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Um ganz sicherzugehen, darf der angehende Chorleiter in einem Probedirigat zeigen, dass sich sein Werdegang im Umgang mit dem Chor deutlich widerspiegelt. (JMH)


Noten. Wenn sich eine Gruppe, gelegentlich Chor genannt, versammelt um gemeinsam Geräusche zu produzieren – in Fachkreisen als singen bekannt – kommt es entscheident darauf an, dass jeder zum Ergänzung des optischen Kunstwerkes untermalende Lautäußerungen abliefert. Besonderes Augenmerk liegt auch auf der Optik, das geschulte Auge kann bereits die kleinste Abweichung der Mundbewegungen bemerken und sich enttäuscht abwenden. Solche unangenehmen Erfahrungen beim Zuschauer zu vermeiden ist der eigentliche Grund, das Muster der hervorzubringenden Geräusche in ebenfalls optisch anregender Form festzuhalten; bei korrekter Anwendung hat dies den Vorteil, das sekundäre Wahrnehmungsorgan des Menschen – die Ohren – vor gröberen Schäden zu bewahren. (JMH)


Die Kadenz ist, bezogen auf die Harmonielehre, eine Abfolge von Akkordgruppen von Grundtonart zu Grundtonart. Der Begriff Kadenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie fallen. Dies bezeichnet im weitesten Sinne das Fallen um Quinten-Intervalle bis auf die Schlussharmonie des Stückes. Die Kadenz dient in dem meisten Fällen hauptsächlich der Begleitung eines Musikstückes. Dazu verwendet man die zur Tonleiter passenden Akkorde. Sogar manche moderne Popstücke sind mit einer Kadenz aufgebaut.

Es kommen folgende Akkorde zum Einsatz: der Akkord auf dem Grundton, Tonika, der Akkord auf der Quarte, Subdominante, und der Akkord auf der Quinte, Dominante. Diese Akkorde werden dann in verschiedenen Variationen zur Begleitung eines Stückes gespielt. (Bastian Robran)


Eine Motette bezeichnet meist eine Form des geistlichen Chorstückes. Im dreizehnten Jahrhundert waren die geistlichen Texte ausschließlich in lateinischer Sprache, jedoch wurden später im Zuge der Reformation auch deutsche Texte verwendet, meist Bibelübersetzungen. Oft zeichnen sich Motetten durch musikalische Motive und Imitationen aus, welche passend zu den Inhalten der Textabschnitte komponiert wurden. (Janis Hesse)


Beim Madrigal handelt es sich um eine Liedform. Das besondere an dieser Liedform ist, dass es sich um die Vertonung hochangesehener italienischer Dichtung handelt. Bei den Kompositionen handelt es sich um vier- bis sechsstimmige Musikstücke in einem kammermusikalischen Rahmen. Bekannt sind Madrigale ebenfalls für ihre häufigen Dissonanzen, Missklänge oder Missharmonien und ihre Chromatik, der Benutzung von Halbtonschritten. Folglich haben die Stücke meist eine eigenwillige Harmonik. Außerdem wurden Begleitinstrumente stimmlich imitiert, wie beim A capella-Gesang. Inhaltlich ging es in Madrigalen um weltliche Dinge und das alltägliche Leben. Themen waren nicht selten die Liebe oder die Natur. Um die Musik für jeden zugängig zu machen, wurden die Stücke in der Muttersprache des jeweiligen Landes verfasst und nicht auf Latein.

Madrigale hatten ihre Blütezeit zwischen den Jahren 1520 und 1620, überwiegend in Italien. Mit der Zeit breiteten sie sich in ganz Europa aus und waren besonders beliebt an königlichen Höfen. (Linda Lämke)


Die Brevis ist eine Note, welche heute in der Chormusik selten auf dem Notenblatt zu finden ist. Ein Beispiel ist das Stück Beatus vir von Ruggiero Giovannelli, circa 1560–1625, in welchem die Brevis eine entscheidende Rolle spielt. Die Brevis, welche auch Doppelganze genannt wird, bezeichnet einen Notenwert der doppelt so lang wie eine Ganze ist. Dabei kann die Brevis auf drei verschiedene Weisen notiert werden. (Jan Lämke)

KadenzKadenz BrevisBrevis

Der Begriff Choral hat sich über die letzten Jahrhunderte entwickelt. Anfangs beschreibt er bloß den einstimmigen Gesang in der Kirche, wobei ab dem achtzehnten Jahrhundert Kirchenlieder mit ihrer Melodie und ihrem Text als Choral bezeichnet werden. Zwischen dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert fängt man an, auch weltliche Musik mit der Bezeichnung Choral zu betiteln, jedoch spielt nun weniger textlicher Inhalt, sondern vielmehr musikalische Form eine wichtige Rolle. Allgemein gilt: ein Choral zeichnet sich durch Diatonik, einfache Rhythmik und Homophonie aus. (Janis Hesse)


Das Pianoforte, auch Fortepiano oder modern Klavier, wurde im siebzehnten Jahrhundert als Abwandlung des Cembalos und des Hackbretts erfunden. Es zu erlernen zählt zu einer der schwierigeren Qualifikationen für den Chorleitertitel, da es ungefähr zweihundertdreißig Saiten, aber nur achtundachtzig Tasten hat. (Jacob Helbig)


Eine Triole bezeichnet die Unterteilung eines Notenwertes in drei Noten, die jeweils gleichlang sind und dabei insgesamt genau so lang wie der ursprüngliche Notenwert. (Jacob Helbig)


Der Chorpärfekt, umgangssprachlich Chorpräfekt, ist ein musikalisches Amt, unter anderem eine Vorstufe zu dem Amt des Chorleiters. Die Sprüche eines jeden Chorpärfekten müssen entweder in seiner Chorpärfekt- oder Chorleiterzeit in Form von Synkopen dokumentiert werden. Eine grundlegende Fähigkeit, die jeder Pärfekt können muss, ist das Lesen von Noten, insbesondere das Lesen von mehr als zwei Notenzeilen zur Zeit. Außerdem gehören zu den wichtigsten Eigenschaften eines jeden Chorpärfekten ein guter Humor und die Fähigkeit des Dirigierens, die beide sehr schwer konsequent durchzuführen sind. (Jacob Helbig)


Es gibt einige Fachbegriffe, die im Choralltag häufig benutzt werden. Die meisten davon sind für Außenstehende unverständlich. Bei Gebrauch dieser Begriffe in beim Frühstück, unter Freunden, oder in anderen Chören kann es zu Verwirrungen führen, es wird davon abgeraten. Forte Schnell. Fortissimo Sehr schnell. Piano Langsam, keine Konsonanten. Pianissimo Falls das Publikum etwas versteht, undeutlicher singen! Accelerando Je schneller der komische Mann da vorne mit seinen Armen wedelt, desto lauter muss man singen. Staccato Hol die Axt raus und hack auf die Töne. Wichtig: Endsilben betonen. Legato Piano. Mitglied der Social-Media-Abteilung Ich muss auf Chorfahrten mein Handy nicht vor Jan verstecken. Chorisches Atmen Nicht atmen, wenn dein Nachbar atmet. Chorisches Hinsetzen Setzte dich nicht dann hin, wenn sich dein Nachbar hinsetzt. (Jacob Helbig)


Ein erfolgreicher Einsatz zeichnet sich durch Gleichzeitigkeit und gemeinsame Tonhöhe aus, wobei ein erfolgreicher Einsatz aus der Perspektive des Sängers einzig und allein vom Chorleiter abhängt. Aus der Perspektive des Chorleiters hängt ein erfolgreicher Einsatz jedoch von den Sängern ab.

Die meisten Chorsänger meinen, dass es nur möglich ist, einen perfekten Einsatz zu singen, wenn man die Noten kennt und das Stück kann. Es gibt aber auch Leute, welche die Koordination zwischen Chor und Leiter als Fundament des Singens ansehen. Es ist manchen Leuten möglich, beim ersten Singen eines Stückes jeden Einsatz richtig zu singen. Die Mehrheit streitet dies jedoch ab. (Jacob Helbig)


Gleichberechtigung. Die Sängerschaft des Chores ist in zwei Sozialstände eingeteilt. Die Rechthabenden – Männer – und die niemals Recht haben werden, bis sie in die erste Gruppe eintreten – Knaben.

Bei einem Konflikt gibt es verhältnismäßig einfache Kriterien um zu entscheiden, wer Recht hat. Wenn einer der Beteiligten Mitglied der Männer ist, hat er Recht. Wenn beide Beteiligten zu den Knaben gehören, rennt ein weiterer Knabe zu einem Mitglied der Männergruppe und berichtet, was passiert ist. Der Mann sagt ein paar Worte und tut so, als sei das Problem gelöst. Wenn der Name des Mannes Jan ist, wird gelegentlich von einem Hört mal alle her berichtet, gefolgt von einer Ansage, die für alle Knaben gilt. Es wird so getan, als würde diese Regel für die ganze Sängerschaft gelten, aber es ist ein unausgesprochenes Gesetz, dass für die Männer keine Regeln gelten. Ob es ein Paragraph des Chorvertrags oder der Gesunde Menschenverstand ist, es trifft nicht für die Männer zu.

Dieses schwierige Verhältnis mit Regeln ist den Knaben allgemein bekannt und es wird den neuen mit verschwindenen KitKats und Twix demonstriert. Die Knaben sind dann eine Weile lang empört, aber können nichts dagegen tun, weil sie eben zu den Knaben gehören und damit keine Rechte haben. Sobald die Stimme bricht und sie in die Männerschaft eingehen, vergessen sie alles, was sie jemals für richtig gehalten haben und passen sich den Umständen an. Sie haben jetzt Recht. (Jacob Helbig)


Ein Zug ist ein länglich geformter Raum, mehrere Knaben breit und knapp ein Yunus hoch. In ihm verstaut werden Knaben, sowie Männer und Koffer. Der Rest des Zuges wird ausgekleidet mit Statisten, die es in verschiedenen Variationen gibt. Die Koffer der Knaben werden nach dem Einsteigen in den Zug grundsätzlich nicht berührt. Sobald die Knaben auf dem Bahnsteig in Westerland stehen, ist es ungewiss, was mit den Koffern passieren mag. Ob sie nun wieder zurück nach Hamburg fahren oder von unwillig-hilfsbereiten Männern ausgeladen werden ist egal, denn die Chormappe ist ja stets im Rucksack verstaut. Etwas anderes wird auf einer Probenwoche nicht gebraucht. Gelegentlich mag dies zum Zorn eines bestimmten Zwergo führen. Dies ist dem Knaben egal. (Jacob Helbig)


Hebel. Wo ältere Knabenchöre das traditionelle Dynamiksystem benutzen – piano, fortissimo, etcetera – benutzt der Neue Knabenchor Hamburg das innovative System des Hebels. Anstatt sich durch fancy italienische Wörter cool zu fühlen, ist der Hebel vollkommen einfach verständlich. Von ganz leise bis ganz laut sind die drei klassischen Einstellungen des Hebels zurück, so mittel und auf’m Tisch. Im Allgemeinen sind Dynamikanweisungen, die nicht Hebel auf’n Tisch sind, trivial. (Jacob Helbig)